Die Geister der Vergangenheit
Seit Tagen schon stehen die Maschinen still. Nahe der Türlenstraße, an dem Ort wo die neue Bibliothek entstehen soll, geht etwas merkwürdiges vor sich und es ist noch völlig unklar, was da schief gelaufen ist.
Bei den weitreichenden Grabungsarbeiten für die Statik, sind an vielen Stellen Probleme aufgetaucht. Nach einer anhaltenden Serie von Unfällen, kollabierte letzten Dienstag ein Großteil der Maschinen, sowie die Stromzufuhr. Bei der plötzlich einsetzenden Dunkelheit, zogen sich zahlreiche Arbeiter Verletzungen zu, bis die Notfallgeneratoren ihren Betrieb aufnahmen.
Einer der Grubenarbeiter beschrieb die Situation wie folgt:
„Es gab einen ohrenbetäubenden Knall , dann war es Dunkel. Ein Funkenregen stob von der Decke und mein Kamerad, ein Stück weit vor mir wurde von etwas zu Boden geworfen, jetzt liegt er mit angebrochener Schulter im (Karl Olga?) Krankenhaus.“
Beim Großteil der Maschinen sind die Sicherungen durchgebrannt und die Bauleitung ist bemüht, die Lage wieder in Griff zu bekommen. Spezialisten untersuchen das Phänomen, sind aber noch auf keine Erklärung gestoßen.
Einige Anwohner sind sich jedoch sicher, irgendwas geht da nicht mit rechten Dingen zu. So wurde die Polizei innerhalb der letzten Nächte mehrmals benachrichtigt, dass von dem Areal her wütendes Geschrei zu hören sei. Ein Anwohner kommentierte die Lärmbelästigung folgendermaßen:
„Ich hatte wirklich Angst, dass da jemand um die Ecke gebracht wird, das Geschrei war fürchterlich, so was hab ich noch nie gehört! Nachdem ich und die Frau von gegenüber die Polizei gerufen hatten, hatts relativ schnell aufgehört. Aber heute Nacht dann das selbe Theater, ich frag mich was da vor sich geht! Vielleicht sind das auch irgendwelche Kids die einen Streich spielen, aber mit sowas spaßt man doch nicht! Mir schaudert es jetzt noch wenn ich an diese Laute denke“.
Ein weiterer Anwohner hat für die nächtliche Ruhestörung eine andere Vermutung parat
"Man könnte fast meinen, das seien die toten die da rumschreien! Wer weiß wie tief da graben und was dabei alles aufgeschreckt wird."
Etwas pragmatischer gab sich ein Funktionär des Bau Konsortiums, er vermutet hinter den nächtlichen Ereignissen gar eine Aktion radikaler „Stuttgart-21“ Gegner, die damit ein Aufschub erzwingen wollen. Der Pressesprecher der Initiative „Kopfbahnhof-21“ dementierte dies jedoch umgehend:
„Das ist natürlich eine lächerliche Behauptung, damit haben wir nichts zu tun. Solche Aktionen hätten wir auch nicht im geringsten nötig, unser Konzept ist nachweislich nicht nur eine Alternative, nein, es ist sogar die bessere Lösung.
Auf die scherzhaft gestellte Frage, ob nicht eventuell die Geister der toten den Bau eines unterirdischen Komplexes verhindern wollten, erwiderte der Sprecher:
„Ich bitte sie, allerdings würden wir uns natürlich über Unterstützung aus dem Erdreich freuen! Oben bleiben, oben bleiben!“
Wie sich heute morgen herausstellte, hatte die Geschichte über Geister bereits am Vortag die Runde gemacht. Gut zwei Drittel der meist türkisch stämmigen Arbeiter, verweigerte diesen Morgen die Beschäftigung aus Glaubens und Gewissensgründen. Die Bauleitung sucht derweil händeringend nach Grabungsspezialisten.
„Jeder Tag an dem nicht gearbeitet wird kostet das Konsortium eine beträchtliche Menge Geld“.
Wie es Scheint hat sich der Wunsch nach Unterstützung aus dem Erdreich erfüllt, wir halten sie auf dem Laufenden bei den Geschehnissen auf der Baustelle.
Inszenierung
Das ganze soll, wie man beim durchlesen schon vermuten kann, als eine Art "Pseudo-Doku" inszeniert werden. Wenn nicht einer der genannten "Zeugen" sein Statement abgibt, sollen Bilder rund um die Baustelle oder des' Areals gezeigt werden, mit einer "Nachrichtensprecherstimme" (Frau) aus dem Off.