PROTAGONISTEN
[http://www.stuttgart12.org MAP] / PROJEKT / EPISODEN / NETZE / PROTAGONISTEN / THEORIEN / CREDITS / ÖFFENTLICHKEIT
Inhaltsverzeichnis
Biggi
http://www.stuttgart12.org/images/ico_png/ico_biggi.png ist Mitte 40. Sie betreibt einen Tabakladen in der Nähe des Stuttgarter Hauptbahnhofs.
Biggi ist eine resolute Frau, die das Leben kennt und sich so schnell nichts vormachen lässt. Sie hat das gewisse Etwas, das man "Ausstrahlung" nennt. Einen Glanz, der sie von den anderen Menschen abhebt, der bewirkt, dass man sie nicht vergisst, dass man sie gern hat. Gleichzeitig etwas Burschikoses, das sich einerseits in Fürsorglichkeit oder einer gewissen Mütterlichkeit äußern kann, andererseits in einer Unnachgiebigkeit, Härte, wenn nicht Unbarmherzigkeit.
Biggi ist der Meinung, dass jeder Mensch für sich selber verantwortlich ist und dass diese Eigenverantwortlichkeit nicht früh genug in Anspruch genommen werden kann. Gleichzeitig räumt Biggi jedem Menschen das Recht ein zu straucheln, eine Wut gegen die Existenz zu schieben, Depressionen ertragen zu müssen - Biggi weiß, dass diese Welt nicht richtig eingerichtet ist. Dabei ist es ihrer Meinung nach nicht nur die "Gesellschaft", die verlogen, falsch und ungerecht eingerichtet ist, sondern darüber hinaus die Schöpfung selbst, um deren provisorische Gepfuschtheit Biggi ein tiefes Wissen hat. Von Gott hat sie dementsprechend (wie von Männern allgemein) keine sehr hohe Meinung, was sie aber nicht davon abhält, ihn (wie alle Männer) nützlich und unter Umständen unterhaltsam zu finden.
Biggi hat eine Vergangenheit im "Milieu": sie hat etliche Jahre als Prostituierte gearbeitet, sich dann rechtzeitig abgeseilt und den Weg in die bürgerliche Gesellschaft zurück gefunden. Aus dieser Zeit rührt die Lebensweisheit und Unkorrumpierbarkeit Biggis, aber auch ihre Illusionslosigkeit gegenüber der Moral von Menschen, die über Macht verfügen.
Status und gesellschaftliche Stellung bedeuten ihr nichts. Sie behandelt den Obdachlosen mit demselben Respekt wie den Bankmanager, bzw. den letzteren genauso respektlos wie den ersteren. Ihr Laden ist ihr Territorium, da lässt sie sich von niemandem reinreden. Kunden, die ihr komisch kommen, z.B. gewisse Regeln des Anstandes, über die sie eisern wacht, verletzten, werden gnadenlos aus dem Laden geworfen und auch in Zukunft nicht mehr bedient.
Auf Grund ihres phänomenalen Gedächtnisses, ihrer Menschenkenntnis und der o.g. Eigenschaften ist Biggi jemand mit Bedeutung, eine Person, zu der man gerne kommt, die lustig ist und und ist ihr Tabakladen über den reinen Verkauf von Tabakwaren bzw. Lotto/Toto-Geschäften hinaus ein Treffpunkt im Viertel, wenn nicht eine Institution.
Günther
http://www.stuttgart12.org/images/ico_png/ico_guenther.png ist 52 Jahre alt und Polizist.
Mit 17 Jahren beginnt Günther nach Bestehen der mittleren Reife eine Ausbildung bei der Polizei in Stuttgart. Während der Ausbildung fällt er als interessierter Polizeischüler auf, der mehr will als seine Mitlehrlinge, gerne liest und einen weiteren Horizont hat. 1977, im letzten Jahr seiner Ausbildung, wird auf Demonstrationen eingesetzt. Dabei erlebt er den Hass von Atomgegnern usw. auf die Polizei, junge Leute (aber eben doch einige Jahre älter als er selbst), die ihn bekämpfen, beschimpfen, mit Steinen bewerfen. Er versteht das nicht, versteht auch nicht, wieso die älteren Kollegen so auf die Demonstranten einprügeln. Was hier pasiert, ist ihm vollkommen unbekannt, das war auch nicht das, was er sich vorgestellt hatte, als er sich entschieden hatte, Polizist zu werden. Der Deutsche Herbst und sein Ausgang mit den Toten in Stammheim verstören ihn noch mehr.
Günther bewirbt sich an der Hochschule der Polizei in Villingen-Schwenningen für ein Studium zum Kriminalbeamten im höheren Dienst und bekommt 1982 (auf Empfehlung seiner Vorgesetzten) einen Studienplatz, was ihn sehr freut. Günther hat es satt, auf der Straße in Uniform den Staat zu repräsentieren. Er möcht ein Zivil arbeiten können, ermitteln, nachdenken, recherchieren, zur Kripo kommen. Richtige Polizeiarbeit eben. Günther ist jetzt 24 Jahre alt. Beim Studium legt er sich wahnsinnig ins Zeug. Es macht ihm Spaß. Allerding fängt er nach einiger Zeit an, zu übertreiben. Er stellt zu viele Fragen. In den juristischen Seminaren verstrickt er die Professoren in sinnlose juristische Diskussionen. Seine Kommilitonen sondern sich von ihm ab. Gleichzeitig arbeitet er zu viel. Günther übertreibt. Er kann sich nicht auf das Wesentliche beschränken. Seine Klausuren werden unleserlich, seine Referate verworren. Er fängt Streit mit dem Lehrkörper an. Nachts bekommt er Panikattacken. Als dann noch seine Mutter stirbt, hat er einen Nervenzusammenbruch. Er darf ein Semester wiederholen, seine Leistungen fallen aber immer mehr ab und er muss die Polizeihochschule mit 27 wieder verlassen.
Diese Krise verwindet Günther nie. Er steigert sich in die Vorstellung hinein, dass er einem Komplott des Professors für Verwaltungsrecht zum Opfer gefallen ist.
Jedenfalls ist Günther mit 27 wieder im einfachen Dienst, wieder auf der Wache, wieder auf Streife. Er fängt an, sich autodidaktisch weiterzubilden. Täglich sieht man ihn nach Feierabend in der Württembergischen Landebibliothek. Er frisst Psychologie, Recht, Wirtschaftswissenschaften in sich hinein. Günther legt sich ein privates Zeitungsarchiv an, das er bis heut führt. Er wird immer querulantischer und eigenbrötlerischer, weshalb er bei Beförderungen regelmäßig übergangen wird und im mittleren Dienst stecken bleibt: Streife gehen, auf der Wache Anzeigen annehmen usw. Im Dienst und bei den Kollegen ist er zwar beliebt, wird aber belächelt, für schrullig gehalten und ist nicht wirklich Teil des kollegialen Soziallebens. Seine Kollegen auf der Wache schätzt Günther zwar, hält sie aber im Grunde für uninteressierte Kerle, die tun was man ihnen sagt.
1987 tritt Günther der kürzlich gegründeten Bundesarbeitsgemeinschaft kritischer Polizisten bei. Hier findet er eine neue Heimat. Er ist ein aktives Mitglieder der Kritischen Polizisten, was seine Karriere weiter verbaut. Regelmäßig äußert er sich in Leserbriefen zu verschiedenen Themen (Übergriffe auf Demonstrationen, Rassismus in der Polizei, die neuen Polizeigesetze...) und wird ebenso regelmäßig von seinem Vorgesezten zum Gespräch zitiert. Immer wieder gibt es Disziplinarverfahren, die aber zu nichts führen.
Ab Mitte der 90er Jahre, die Gruppe der Kritischen Polizisten zerfällt zusehends, verschiebt sich das Engagement von Günther. Er fängt an zu "recherchieren", wie er das nennt. Er hört sich um. Beim Streifegehen schreibt er sich alle möglichen Details in eine kleine Kladde, die er ständig dabei hat. Er sammelt Zeichen, Hinweise, Indizien. Günther verspürt einen starken Auftrag: er dringt in seinen privaten Forschungen immer weiter in die esoterische Literatur über Geheimgesellschaften vor.Über die Jahre setzen sich seine Recherchen zu einem großen, überkomplexen Bild zusammen: in Stuttgart existiert ein Komplott von Männern aus den Entscheidungsrängen, teilweise mit Verbindungen in die Exekutive, auch in gewisse Kreise der Polizeihochschule Villingen-Schwenningen. Vor allem aber in de Geheimdienste und in die Unterwelt. Es handelt sich um typische Stuttgarter Honoratioren: Männer der Wirtschaft, Politiker, Banker.
Günther betreibt seine Recherchen zwar weiter, hält sich aber mit den Konsequenzen, die er aus ihnen zieht mittlerweile zurück. Im Dienst ist man erleichtert darüber, dass seine ständigen Eingaben, Aushänge am schwarzen Brett, Leserbriefe usw. mehr oder weniger zum Erliegen gekommen sind.
Braco
http://www.stuttgart12.org/images/ico_png/ico_braco.png ist 45 Jahre alt und von Beruf Taxifahrer.
Braco ist der Onkel väterlicherseits von Marie und hat ein eher lockeres Verhältnis zu ihr. Braco ist der jüngere Bruder von Maries Vater. Wo Maries Vater den geraden Weg gegangen ist: Beruf, Familie, Karriere ist Braco eher der coole Typ. Braco hat seine Lehre bei Siemens geschmissen, weil er dachte, dass er großer Musiker wird. Damals (1990) hatte er eine Grungeband "The Laptos", die ganz gut abging. Da gibt es eine gewisse heiße Zeit in der Braco ein local hero war. Braco war der Lead Gitarrist und ist entsprechend musikalisch talentiert. Dann ging das musikalisch nicht mehr weiter, die Band hat sich aufgelöst. Braco wurde Tourfahrer für andere Bands und konnte damit das Rockleben weiter führen.
Braco hatte jahrelang keine eigene Wohnung, weil er immer rumgefahren ist und hat bei den Bands gepennt. Die ganze Zeit war er das schwarze Schaf der Familie, aus dem nix geworden ist. Als Tourfahrer wurde er von den Bands immer als zusätzliches Bandmitglied angesehen. In der Zeit ist er weiterhin eine wichtige Figur innerhalb der Stuttgarter Rockszene gewesen. Auf einer Tour hat er in einer Kombination aus Suff und Drogenrausch dem Leadgitarristen der Band die Fender Stratocaster über den Schädel gezogen und wurde rausgeschmissen. Braco wurde klar, dass er sich von dem Phantasma, seine gescheiterte Rock-Karriere irgendwann wieder aufnehmen zu können, trennen muss und er zog daraus die Konsequenz, ganz aus dem Rock-Business auszusteigen. Braco traf eine Entscheidung.
Seitdem hat Braco keinen Tropfen Alkohol mehr angerührt. Er machte seinen Taxischein und arbeitet seitdem als Taxifahrer.
Aus der Rock-Zeit resultieren viele Bekanntschaften zu Frauen, mit denen er Verhältnisse hatte und mit denen er sich weiterhin gut versteht. Jetzt ist er Single und hat keine Freundin. Er hat auch kein Interesse, auf die Ansprüche einzugehen, die Frauen an ihn stellen würden.
Zuhause hat Braco einige riesige Schallplattensammlung (ca. 1000 Stück). Braco ist ein großer mp3-Hasser, schon die CD war für ihn ein Verrat an den Idealen des Rock'n Roll. "It's a digital world, but we fight it". In seinem Taxi hört er nur Kasetten. Braco ist ein Popexperte und kennt sich in der Rockgeschichte sehr gut aus.
Braco wohnt im Stuttgarter Norden, wo er eine kleine 2-Zimmer-Wohnung hat, in der hauptsächlich seine Plattensammlung steht.
Braco hat das Schwäbisch abgelegt. Im Grunde hasst er die schwäbische Spießigkeit, Lokalpatriotismus liegt ihm fern.
Braco fährt am liebsten die Nachtschichten, es macht ihm aber nichts aus, tagsüber zu fahren. Vor jeder Schicht legt er sich ein paar Casetten zurecht, die dann das Musikprogramm seiner Taxischicht darstellen. Das Musikhören während des Taxifahrens ist ihm eine heilige Angelegenheit. Fahrgäste haben sich dem unterzuordnen. Einen Fahrgast, der ihn bittet, die Musik auszumachen, wirft er kurzerhand aus dem Taxi.
Er trägt Lederjacke, Jeans, Boots. Rollkragenpullover, Hemd.
Zwischen ihm und Marie gibt es eine Vertrauensebene. Marie sieht in ihm die coolere Alternative zu ihrem Vater, mit dem sie ständig Probleme hat. Braco sieht in Marie ein ähnliches Rebellentum, das noch ungerichtet ist. Er steht ihr regelmäßig mit Rat und Tat zur Seite. Marie weiß, dass sie ihn jederzeit anrufen kann, damit er sie nach Hause fährt.
Das Verhältnis zum Bruder (also Vater von Marie) beschränkt sich auf Familienfeste. Maries Vater weiß nicht, wie er darauf reagieren soll, das Braco ihnen jedes Weihnachten einen gestrickten Toilettenpapierüberzug schenkt.
Braco raucht schwarzen Krauser. Das tut er hin auch wieder auch in seinem Taxi. Ein Fahrgast dürfte das aber keinesfalls.
Braco unterhält sich gerne mit seinen Kunden. Am liebsten über Musik. Er spielt sein immenses Rockwissen gerne aus und freut sich, wenn die Kunden sich dafür interessieren. Braco achtet aber darauf, dass er es ist, der das Gesprächsthema im Taxi bestimmt. Er hat auch seine Prinzipien darin, welchem Fahrgast er mit dem Gepäck hilft und welchem nicht. Anzugträger prinzipiell nicht.
Marie
http://www.stuttgart12.org/images/ico_png/ico_marie.png (Marie Mielke, 15.07.1995, Florianstraße 35 a, 70190 Stuttgart)
Marie ist eine 15 jährige Realschülerin, die aus einer gutbürgerlichen Mittelstandsfamilie kommt und versuchtaus diesem "deutschen" Alltag auszubrechen.
Ihr Vater (42) arbeitet bei Siemens in einer Position mit Personalverantwortung, ihre Mutter arbeitet halbtags in einer sozialpädagogischen Stelle.
Ihre rebellischen Ausflüchte führen sie erst an die Skater- und Sprayerszene wo sie ihren Freund Steve findet, doch schnell das Interesse an dieser Form der Rebellion verliert und sich an Jugendbanden im Stuttgarter- Osten, wo sie wohnt nähert, denen sie versucht beizutreten.
Sie zieht sich dementsprechend im Baggy-Stil an und versucht durch die Forderung nach Tatoos und Piercings ihre Grenzen bei den Eltern auszutesten.
Sie trägt ihre Haare immer glatt, da sie selber sehr unzufrieden mit ihnen ist und meint sie sonst nicht unter Kontrolle zu bringen, weil sie auch mit dem Rest ihrer Erscheinung nicht wirklich zufrieden ist schminkt sie sich sehr stark und trägt viel Schmuck und Marken-Klamotten.
Sie hängt lieber mit Jungs als mit Mädels rum, weil sie bei anderen Mädchen sehr schnell zur Zicke wird und sie nicht ausstehen kann. Sie lacht absichtlich sehr tief, laut und "männlich" weil sie versucht sich unter die Jungens-Gruppen mit denen sie abhängt zu blenden.
Wenn sie ausgeht, dann nur zum tanzen, meistens auf RnB und HipHop, nur mit Steve auch Punk, Ska und Rock, sonst hängt sie lieber in Gruppen irgendwo im öffentlichen Raum ab.
Sie benutzt Computer, Internet und Hand ständig um zu kommunizieren und muss immer "vernetzt" sein.
Geld, Macht, Statussymbole und Alter/Erfahrung ziehen sie an.
Steve
http://www.stuttgart12.org/images/ico_png/ico_steve.png (Stefan Gärtner, Rotenbergstraße 9, 70190 Stuttgart)
(25.04.1994) 16-jähriger Realschüler(Realschule Ostheim) in der 10en Klasse. Mittelgute Noten Lernt unregelmäßig, aber er schlägt sich durch. Lebt und wohnt, mit beiden Elternteilen schon seit der Geburt in Stuttgart Ost. Kommt gut mit seinen Eltern klar. Er ist sehr kontaktfreudig und kommt einfach mit neuen Leuten zu Recht.
Steve sprüht nur noch an legalen Wänden (Hall Of Fame), da er schon Mal bei einer illegalen Aktion erwischt wurde, Graffitis mit verschiedenen Kollegen aus der Szene und gelegentlich auch alleine. Zu hause ist er oft am sketchen (Skizzen zeichnen) und beschäftigt sich intensiv mit der Graffitikultur (über Bücher, Magazine, DVDs und Internetblogs/Foren).
Außer Graffiti ist Steve noch ein leidenschaftlicher Skateboarder und bewegt sich auch regelmäßig in dieser Szene. Er skatet gerne im Nuttenpark (Skateboard Park in Stuttgart Mitte beim Bohnenviertel) und am neuen Skatepark, Pragerfriedhof. In der Skaterszene hat er auch viele Freunde und Bekannte mit denen er sich regelmäßig trifft. Zusammen drehen sie auch gelegentlich Skateboardvideos und dokumentieren ihre Meetings per Foto. Manchmal gehen sie nach dem Skaten noch ins Matahari (Bar in Stuttgart Mitte) ein Bier trinken. Aufgrund seiner Hobbys hat er einen relativ großen Freundeskreis und unternimmt sehr viel in seiner Freizeit.
Steve ist ein lockerer, cooler und aufgeschlossener Typ. Zu jeder Situation hat er immer einen coolen, aber nicht aufdringlichen, Spruch auf Lager. Er ist in einer Beziehung mit seiner Freundin Marie, welche zu seiner Person passt. Leider kann er nicht viel Zeit mit ihr verbringen, da er in seine Hobbys und in die Schule stark eingespannt ist. Er würde gerne mehr mit ihr unternehmen, doch will sein Sprühen und Skaten nicht vernachlässigen da er dies als seine zukunftsstützenden Pfeiler seines Lebens ansieht. Denn er wünscht sich später professioneller Skateboard Fotograf, bei einer großen Skateboard Firma im Team, oder Grafikdesigner, zu werden. Er überlegt sich nach der Realschule das Abitur nachzumachen und vorerst ein Gestaltungsstudium zu beginnen.
Steve kleidet sich im typischen Skater, Sprayer Look. Basecaps, Lockere T-Shirts, Hoodies, halb enge Hosen, und Skaterschuhe (Marken: Cheap Monday, New Era, és, DC, Vans). Sein Musikgeschmack ist weit gestreckt von old school Detuschen Hip Hop über Elektro bis zu altem Punk Rock und Rock ‚n’ Roll. Sein Lieblingsessen ist meist Fast Food, da er immer unterwegs ist und sich meist auf der Straße aufhält. Seine Utensilien und sein Tagesbedarf transportiert er meistens in einem Rucksack und einem Stoffbeutel. Zum Beispiel hat er immer sein Sketchbook, Fotoapparat, Stifte, Handy und Tabak. Wenn er eine kreative Idee hat zeichnet oder schreibt er sie meist sofort auf. Inspirative Eindrücke (Graffitis, Oberflächen, Personen usw.) fotografiert er sofort und sammelt dies alles auf seinem Laptop, um es später für neue Idee weiter zu verwerten.
Orhan
http://www.stuttgart12.org/images/ico_png/ico_orhan.png ist 17 Jahre alt.
Bis zu seinem 16. Lebensjahr besuchte er die Realschule. Nach dem erfolgreichen Abschluss seiner mittleren Reife wechselte er auf ein Wirtschaftsgymnasium. Dort besucht er inzwischen die 11. Klasse. Er ist sehr strebsam und hat sich schon früh zum Ziel gesetzt, das Abitur zu schaffen. Orhan ist der erste seiner Familie, der es geschafft hat auf das Gymnasium zu kommen. Als Teil einer türkischen Familie, die seit nun zwei Generationen in Deutschland lebt, wohnt er mit seinen türkischen Eltern, seinen 2 kleinen Schwestern und seinem großen Bruder in einer kleinen Wohnung, in dem Stuttgarter Stadtteil Raitelsberg. Seine Familie ist ihm sehr wichtig.
Orhan möchte etwas aus sich machen. Er hat keine Lust, sein ganzes Leben lang Mensch zweiter Klasse zu bleiben, wie er sich ausdrückt. Er weiß, dass er jetzt in dem Alter ist, wo sich entscheidet, ob er den Platz einnehmen wird, den die deutsche Gesellschaft den Mitbürgern türkischer Abstammung zugewiesen hat, oder ob mehr aus ihm wird: ein Mann, der aus sich selbst heraus etwas ist, der den Schutz der türkischen Community und der Familie nicht braucht, weil er sich eigene Möglichkeiten erarbeitet hat. In dieser Lebensphase erkennt er seinen Vater in sich wieder, der zwar schon in Deutschland aufgewachsen aber noch sehr stark in der autoritären Familienordnung verhaftet geblieben ist, in der er nur durch eine frühe Heirat und Gründung eigener Familie selbständig werden konnte - und die Gedanken an das Jurastudium zugunsten einer Facharbeiterausbildung bei Mercedes verscheucht hat.
Orhan war mal auf einer politischen Veranstaltung von Kanak Attack und war fasziniert von der Art und Weise, wie diese coolen Intellektuellen mit Migrationshintergrund die Fragen ansprachen und mit welcher Abstraktionsfähigkeit sie die Wunden analysierten, die er spürt, ohne sie konkret benennen zu können: die subtile Benachteiligung, das ständige sich-fremd-Fühlen, die beleidigende Unterschätzung seines Bildungsstandes usw. Obwohl sympathisch, sind ihm die Kanak-Attack-Typen irgendwie zu intellektuell und zu links, zu atheistisch, zu untürkisch.
Orhans größter Traum ist es, ein erfolgreicher und bekannter Rapper zu werden. In den Rioboyz, einer Gruppierung Jugendlicher aus Familien mit Migrationshintergrund, hat er Freunde gefunden, die sein Hobby teilen und ihn unterstützen. Ihre großen Vorbilder sind vor allem US-amerikanische Rapper. Sie halten sich bei ihrer Musik allerdings eher an die deutschen Künstler, wie Sido und Bushido. Die Rioboyz, deren Mitglieder ausschließlich aus der gleichen Region wie Orhan kommen, herrscht eine große Verbundenheit zu ihrem Territorium. Sie treffen sich jeden Abend auf einem Basketballplatz und verbringen Zeit zusammen. Sie vertreiben sich die Zeit mit rappen, kicken und Basketball spielen.
Mit ihnen vergisst Orhan seine täglichen Probleme und den Druck, der durch die Gesellschaft und die Schule auf ihm lastet. Oft beneidet er sie, da es oft so scheint als seien sie freier und unbeschwerter als er selbst, da sie die Hauptschule besuchen und es dort weniger schwer haben als Orhan auf dem Gymnasium. Aus diesem Grund fühlt er sich häufig nicht zugehörig. Umso mehr drängt er sich bei nächtlichen Aktionen, bei denen sie ihr Territorium mit ihrem Markenzeichen (R.I.O.) versehen in den Vordergrund. Seine Eltern sehen es nicht gerne, dass Orhan mit den Rioboyz herumlungert. Sie legen große Hoffnungen in ihn und wollen nicht, dass er sich seine Zukunft durch Straftaten verbaut.
So zetteln die Rioboyz oft Schlägereien mit anderen Jugendgruppen an, denen Orhan am liebsten fern bleiben würde. Doch da er Angst hat ausgeschlossen zu werden, macht er widerwillig mit, versucht aber niemandem wirklich zu schaden.
Mineralgeister und P12
http://www.stuttgart12.org/images/ico_png/ico_mineralgeister.png tauchen nicht auf, sie haben kein Gesicht und sind reine Fiktion in der Fiktion.
Kommunikation / Materialität:
- P12 ist die Kommunikation bzw. das Symbolische, die Ordnung. Günther hat der Gruppe den Namen gegeben (Anlehnung an die [http://de.wikipedia.org/wiki/Propaganda_Due Propaganda Due].) Vermeintliches Mitglied der Loge ist Schäufele, der aber ebenfalls nicht in Erscheinung tritt.
- MG sind die Materialität bzw. das Reale, das was sich der Bezeichnung entzieht.
Beides sind Meta-Fiktionen, die außerhalb der Fiktion sind. Von ihnen gibt es nur Abdrucke, Spuren, die zusammengesetzt werden müssen:
- MG: z.B. Wind in den Tunneln
- P12: z.B. Zeichen in der Stadt.
Heinz
http://www.stuttgart12.org/images/ico_png/ico_heinz.png Der 50-jährige Heinz-Peter Lüttgens übte schon so manchen Beruf aus, war für einige Zeit sogar Inhaber eines kleinen Montage-Betriebes. Heute arbeitet er im Sommer ehrenamtlich auf Musikfestivals - und verkauft in der restlichen Zeit die Straßenzeitung Trott-war. Selbstbewusst und bemerkenswert kämpferisch berichtet er von seinen Erfahrungen in den Stuttgarter Notunterkünften, die er jahrelang in den kalten Wintermonaten sein Zuhause nannte. Dabei sieht er sich nicht in der Rolle des Opfers. Die Abgrenzung von den „normalen Obdachlosen“ ist in seinen Anekdoten stets präsent. Was er erzählt, scheint mit seinem Lebensentwurf nichts zu tun zu haben, er fühlt sich im Grunde überhaupt nicht betroffen. Die Spannungen und Paradoxien zwischen dem sich entfaltenden Bild von Heinz und seiner eigenen Selbsteinschätzung sollen zeigen, dass unsere Perspektive das Verständnis bestimmter Milieus beeinflussen, trüben und verkürzen kann, und dass es durchaus sinnvoll ist, den eigenen Blick auf andere Menschen zu differenzieren.
Osman
ist das vierte Kind einer allein erziehenden türkischstämmigen Kurdin. Durch seine älteren Brüder kam er schon im Alter von 15 Jahren mit Heroin und anderen Drogen in Berührung. Bereits früh wurde der Eigenkonsum durch den Verkauf von Mrihuana und Extasy gedeckt. So hat der 21-jährige Osman sieben Jahre seiner Jugend verbracht, darunter zwei im Gefängnis. Jetzt ist er clean, lebt in einer Caritas CleanWeGe in Stuttgart und versucht sich ein neues Leben auf zu bauen. Trotz seiner Vergangenheit überrascht Osman mit einer aufgeschlossenen Art und lebhafter Herzlichkeit. In dem dokumentarischen Kurzfilm Unter Druck ermöglicht Osman einen realistischen Blick auf das Leben mit Heroin und anderen Drogen.